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Das Start-up NightLive im Interview

"Im Endeffekt glaube ich, dass jede Fehlentscheidung wichtig ist, um daraus zu lernen."

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© CET | TU Dortmund
David Clemens, Ricardo Dornseifer, Zoë Marie Schulte und Patrick Müller (v.l.) sind das Gründungsteam von NightLive. Wie die Gründer*innen die Wochenend-Frage “Wo geht heute Abend was?” beantworten wollen, erfahren Sie im Interview mit David.

Stell dich, dein Team und eure Idee bitte einmal kurz für die Leser*innen vor. 

David: Sehr gerne. Mein Name ist David und ich bin einer der Mitgründer von NightLive. Wir haben eine Idee entwickelt, um die allgegenwärtige Wochenend-Frage 'Wo geht heute Abend was?' zu beantworten. Zusammen mit meinem Team, bestehend aus Patrick, Ricardo und Zoë, haben wir eine App für das Nachtleben entwickelt. Mit dieser App können Nutzer*innen Veranstaltungen, Angebote von Clubs und Bars nach ihren Vorlieben filtern und sofort einen Eindruck von der Stimmung in den Locations erhalten. Unser Ziel ist es, den Nutzer*innen eine bessere Entscheidungsgrundlage für ihre Abendgestaltung zu bieten. Gleichzeitig sind wir für Marken und Clubbetreiber*innen ein wichtiger Marketingkanal, um gezielt eine junge, partybegeisterte Zielgruppe anzusprechen. Damit sind sie nicht mehr allein auf Gießkannenmarketing über Social Media angewiesen.

 

Wie sieht die Rollen- und Aufgabenverteilung in eurem Start-up aus?

David: Bei NightLive haben wir klare Zuständigkeiten und Aufgabenverteilungen im Team. Patrick ist unser Vertriebsprofi und kümmert sich um den Aufbau, die Erweiterung und Pflege unseres Business-Netzwerks. Zoë konzentriert sich auf den B2C Teil unseres Geschäftsmodells und baut eine starke Community auf Social Media auf. Ricardo ist für das Business-Development zuständig, insbesondere für die Finanzen und die Ausrichtung unserer Unternehmensstrategie. Ich bin für die Produktentwicklung und die technische Umsetzung der App verantwortlich. Jedes Teammitglied hat eine klare Verantwortung und arbeitet hart daran, unser Vorhaben zum Erfolg zu führen.


Wie seid ihr damals auf die Idee gekommen?

David: Wir sind für einen Wochenendausflug zusammen nach Prag gefahren und haben vorab Bars und Clubs herausgesucht, die wir vor Ort mal auschecken wollten. In Prag haben wir dann festgestellt, dass die Locations nicht unseren Erwartungen entsprochen haben. In diesem Moment haben wir uns die Frage gestellt, warum es keine App gibt, in der wir auf einen Blick sehen, wo gerade was geht und was genau uns in den Locations erwartet. Mit diesem Gedanken sind wir zurückgekommen und haben Leute aus unserer Umgebung gefragt, ob sie das Problem kennen. Dann haben wir das Ganze ernsthafter verfolgt und geschaut, ob es einen Markt dafür gibt.

 

Ihr habt ja bereits an unserem Preincubation-Programm cetup.PREINC teilgenommen. Was konntet ihr daraus mitnehmen und welche Meilensteine habt ihr seitdem erreicht?

David: Als wir cetup.PREINC durchlaufen haben, lag der Fokus des Programms vor allem auf der Fertigstellung des Prototyps und des Business Models. Und genau das haben wir durch cetup.PREINC erreicht. Wobei man dazu sagen muss, dass wir den Geschäftsplan nicht fertiggestellt haben. Am Ende des Programms hatten wir aber eine bessere Vorstellung davon, wie wir Geld verdienen können. Den Prototypen konnten wir fertig stellen und auch schon mit Nutzer*innen testen. Seitdem kann man sagen, dass in dem Jahr nach dem PREINC vor allem drei große Dinge passiert sind: Wir konnten unsere erste Testversion in den Appstores von Google und Apple veröffentlichen, um echtes Nutzerfeedback zu generieren. Zusätzlich konnten wir auf Instagram eine große Community aufbauen, die jetzt aktiv Feedback gibt und mitentscheidet. Als Drittes konnten wir viele Partnerschaften und Kooperationen über Veranstalter und Clubs eingehen. Ein Beispiel dafür ist eine Dortmunder Brauerei, mit der wir jetzt auch eine weitere Zusammenarbeit planen.

 

Das klingt vielversprechend. Du hast gerade schon kurz auf den Businessplan Bezug genommen. Wie ist euer jetziges Geschäftsmodell und was hat sich in der Zeit von der Idee bis jetzt verändert?

David: Wir sind eine Plattform mit einer B2C- und B2B-Komponente. Den größten finanziellen Erfolg werden wir vor allem über die B2B- Seite haben. Der skalierbare Teil des Geschäftsmodells sind kostenpflichtige Features wie zum Beispiel Push Benachrichtigungen von Event Sponsorships und ähnliche Angebote für B2B Kunden. Demnächst möchten wir Ticket Shops einbinden, mit denen wir eine Provision für Ticketverkäufe erhalten.

 

Soll die App trotzdem kostenlos sein? Wer bezahlt für die Push Benachrichtigungen?
David:
Über die Endkunden verdienen wir nur dann etwas, wenn sie in Zukunft auch ein Ticket über unsere App kaufen. Deshalb soll die App für die Nutzer*innen kostenlos bleiben. Die Veranstalter*innen zahlen dafür, gefilterten potenziellen Gästen ihr Event per Push Benachrichtigung schicken zu können. Hierbei sind wir nach wie vor in der Evaluierung. Dadurch, dass das Produkt im Endeffekt noch nicht fertig auf dem Markt ist, kann erst später der konkrete Test der Features stattfinden. Kooperationen mit unseren Partnern oder gemeinsame Marketingaktionen über Social Media funktionieren allerdings jetzt schon.

 

Gibt es etwas, was ihr gerne früher gewusst hättet auf dem Weg eurer Gründung?

David: Ja und nein. Im Endeffekt glaube ich, dass jede Fehlentscheidung auch wichtig ist, um daraus zu lernen. Hätte uns vorher jemand gesagt: „Nein, macht das nicht", dann hätten wir es wahrscheinlich auch nicht gemacht. Somit wäre aber auch der Lernprozess aus unseren Fehlern ausgeblieben. Möglicherweise hat uns früher der Hinweis gefehlt, dass man sich auch an komplex wirkende Probleme herantrauen kann. Lasst euch nicht daran hindern, große potenzielle Partner*innen anzuschreiben. Sofern ihr um Hilfe bittet und eure Idee Potenzial hat, wird euch gerne weitergeholfen. 


Solche Anfragen macht ihr normalerweise schriftlich, oder?

David: Genau. In dem Fall der Dortmunder Brauerei hatten wir ein Intro über einen Club, welcher mit ihnen zusammenarbeitet. Das ist auch ein nützlicher Tipp. An den Stellen, wo man Intros angeboten bekommt, sollte man diese Chancen auch nutzen.

 

Nach dem PREINC habt ihr am cetup.INNOLAB teilgenommen. Wieso habt ihr euch dafür entschieden?

David: Ein Grund war, dass uns das cetup.PREINC echt gut gefallen hat und wir großen Mehrwert aus Workshops und Gastvorträgen ziehen konnten. Aber was uns vor allem weitergebracht hat, ist das Mentoring Programm, welches das INNOLAB anbietet. Dabei bekommt man Mentor*innen aus der Industrie an die Seite gestellt. Das Team hat einen sehr guten Mentor für uns ausgesucht. Für uns ist das aktuell der größte Benefit, den wir aus dem INNOLAB ziehen.

 

Was sind konkrete Vorteile, die ihr durch das Mentoring schon erhalten konntet?

David: Unser Mentor, Simeon Holtwiesche, ist ein erfahrener Gründer, vor allem im Salesbereich. Er hat anny gegründet. Das ist eine Buchungsplattform, über die alles mögliche gebucht werden kann, zum Beispiel sind Corona-Test Buchungen auch über anny gelaufen. Für deren Gründung war es ein sehr guter Zeitpunkt auf dem Markt, welcher weiterhin Bestand hat.  Input, Tipps und Best Practices von einer solchen erfolgreichen Person zu bekommen ist sehr wertvoll. Vor allem 1:1-Coaching, bei dem er sich unsere Ideen und Probleme anhört und darauf reagiert, ist für uns von großer Bedeutung. 

 

Gab es auch Kontakte, welche ihr durch euren Mentor erreichen konntet? 

David: Simeon hat vorher tatsächlich eine Ticketing-Firma zusammen mit Freunden gegründet. Diese wird mittlerweile nur noch von den anderen Teammitgliedern weitergeführt. Durch ihn haben wir die Chance auf ein Interview erhalten und konnten unsere Vision vorstellen. Wir sind sehr glücklich, dass wir ihn als Mentor kennenlernen durften.

 

Mit welchen Erwartungen seid ihr in das INNOLAB gestartet? Und hat sich davon etwas bereits erfüllt? 

David: Das INNOLAB schreibt sich unter anderem auf die Fahne, dass man “Investor Ready” wird. Genau das wollten wir werden. Zu diesem Zeitpunkt sind wir auf jeden Fall auf dem richtigen Weg. Wir sind noch nicht so weit, wie es geplant war, aber wir sehen, dass es uns schon weitergebracht hat. Allein die professionellen Workshops, wie man zum Beispiel Funding betreibt, waren sehr hilfreich für uns.

 

Du hast gerade Funding als Learning erwähnt. Gibt es noch weitere konkrete Punkte, die ihr direkt mitnehmen konntet? Oder gab es einen Workshop, der besonders bei dir hängen geblieben ist?

David: Besonders hängengeblieben ist tatsächlich der Workshop zum Funding, aber auch den Workshop von Bilgehan Karatas zum Thema Sales fanden wir sehr spannend. Solche Workshops, sowie das Mentoring sind echt sinnvoll, um Tipps abzugreifen und die eigene Strategie anzupassen und zu optimieren. Wir konnten schon viel davon einbauen. Wir haben, seit wir mit dem INNOLAB gestartet sind, schon einen echt großen Sprung in diesem Bereich gemacht.

 

Welche Meilensteine sind die nächsten großen Ziele, die ihr nach dem Ende des INNOLAB verfolgen wollt? 

David: Wir haben uns vor allem im B2B Bereich sehr große Meilensteine gesetzt. Zu dem Zeitpunkt ist das INNOLAB vorbei. Zusätzlich haben wir uns weitere Ziele für dieses Jahr gesetzt, weil wir bald aktiv auf Fundraising-Suche gehen werden. Konkret geht es um unser Pre-Seed Funding. Es stellen sich die Fragen: Wie viele Partnerschaften, wie viel Umsatz wollen wir bis dahin erreicht haben? Welche Features hat das Produkt bis dahin? Welche Nutzer*innen, welche Nutzerzahlen und Downloadzahlen haben wir? Genau in diesen Bereichen haben wir uns Meilensteine gesetzt und sind aktuell in der Vorbereitung, diese anzugehen. 

 

Dann ist es so geplant, dass die App erst mal auf den Markt kommt, aber noch nicht mit allen Features, sodass ihr nach und nach weiter aufrüstet? 

David: Genau. Wir sind mit der App aktuell in einer Testversion-Phase. Wir möchten so schnell wie möglich die erste Vollversion herausbringen. Die Vollversion stellt dann unser Minimum Viable Product dar und ist mit Login, Buchung von Tickets und einigen weiteren Interaktionsmöglichkeiten ausgestattet. 

 

Wolltest du schon immer gründen? 

David: Ja. Ich habe eine Ausbildung gemacht. Während dieser habe ich schon gemerkt, dass das nicht so meins ist. Für mich war die Ausbildung zwar cool, um die Erfahrung in einem mittelständischen Unternehmen gemacht zu haben, aber mir hat die Flexibilität gefehlt. Ich wollte lieber an dem arbeiten, worauf ich Lust habe. Der einzige Weg ist dann Selbstständigkeit oder Gründung. Im Endeffekt haben mein Team und ich immer nach einer Idee gesucht und dann kam dieser Ausflug. Somit hat das Eine zum anderen geführt. Hätte ich nicht zu diesem Zeitpunkt NightLive gegründet, dann wäre es vielleicht irgendwann etwas anderes geworden. Der Zeitpunkt für eine Gründung hat gut gepasst, auch weil Corona kam. Niemand konnte mehr feiern gehen und für uns war genau dann der richtige Zeitpunkt um zu gründen. Vielleicht hätte ich sonst erst in drei Jahren den Schritt gewagt.

 

Du hast gesagt, dass du die App hauptsächlich alleine machst. Mit welchem Tool programmierst du? Hast du Tipps für unsere Leser*innen? 

David: Ich komme zwar aus dem technischen Bereich, aber eine App zu entwickeln ist etwas anderes. Ich arbeite mit einem Cross Plattform Framework, das “React Native” heißt, mit dem ich einen Code für iOS und Android schreiben kann. Sonst müsste man zweimal die App schreiben. Ich glaube, dass es nahezu unmöglich ist, von Anfang an alles richtig zu machen. Ihr müsst einfach anfangen und dann werdet ihr merken, was falsch ist. Es ist die Aufgabe, den Fehler frühzeitig zu bemerken, um Dinge anzupassen und ihnen entgegenzusteuern.  

 

Das Team sucht momentan noch Unterstützung. Wer an die Vision von NightLive glaubt und Lust hat mitzuarbeiten, kann sich gerne über Instagram oder LinkedIn melden.