"Als Gründer*innen braucht ihr eine große Vision, aber ihr solltet euch auch über kleine Erfolge freuen."
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Stellt euch und eure Idee bitte kurz für die Leser*innen vor.
David: Hi, ich bin David.
Kerstin: Ich bin Kerstin und zusammen haben wir Snackhelden gegründet, eine Firma für gesunde Snacks mit einem Impact auf das Klima. Unsere ersten Produkte sind “Snackballs”. Diese sind momentan in drei verschiedenen Sorten erhältlich, also Dattel- Haferkugeln mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Mit den Produkten sind wir jetzt anderthalb Jahre am Markt und wir planen, unser Sortiment zu erweitern. Es sollen noch mehr Sorten in den Onlineshop kommen. Darunter zum Beispiel auch ganz coole herzhafte Sachen und auch Non-Food Artikel, die alle einen Fokus auf unsere globalen SDG-Standards haben.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
David: Die Idee für die Snackballs ist uns in einem interaktiven Prozess gekommen. 2020 hatten wir schon den Impuls, noch einmal was zu gründen.
Kerstin: Ich bin in der Regel sehr gesundheitsbewusst unterwegs und es gab kein leckeres und gutes Angebot im Supermarkt, was auch meinen Werten entspricht. Die bisherigen Produkte auf dem Markt haben entweder nicht geschmeckt oder hatten wenige Zutaten und trotzdem einen sehr hohen Zuckeranteil in dem Snack. Dann habe ich viel zu Hause selbst gemacht, aber das ist auf Dauer sehr zeitintensiv. Vor allem wenn man einen Vollzeitjob und noch ein Privatleben hat. David war schon immer Unternehmer und ich bin durch David in das Unternehmertum gekommen. Ich habe zwar im Studium viel darüber gelernt, aber noch nicht in der Praxis angewendet und fand das super spannend.
David: Die Idee kam uns dann eines Abends, als wir zusammen auf dem Balkon saßen und überlegt haben, was wir machen könnten. Da haben wir uns schon den Namen Snackhelden überlegt. Wir sind dann schnell an den PC gegangen, um die Domain zu checken, weil wir nicht glauben konnten, dass diese noch frei sein sollte. Aber als wir gesehen haben, dass sie noch frei ist, haben wir uns diese erst einmal direkt gesichert. Das war schon ein Jahr vor unserer Gründung. Dann haben wir uns weiter erkundigt und recherchiert. Wir sind dann ganz traditionell zur Wirtschaftsförderung in Duisburg gegangen und haben dort Veranstaltungen besucht.
Kerstin: Genau, die erste war eine Netzwerkveranstaltung. Da haben wir mit anderen gesprochen und da kam erstmals das Gründerstipendium zur Sprache. Dafür haben wir uns dann beworben und unser Pitch vor der Jury hatte Erfolg. Wir haben das Stipendium bekommen. David konnte es annehmen, ich musste meines leider ablehnen, weil dieses an Konditionen geknüpft war und ich damals noch Vollzeit beschäftigt war.
David: Danach kam die Crowdfunding-Kampagne. Wir haben uns also immer mehr an unsere Idee ran gerobbt. Jetzt bereiten wir gerade die nächste Finanzierungsrunde vor. Bis wir dann an dem Punkt sind, an dem wir sagen können: wir machen gesündere, Snacks, die einen Impact bewirken. Das war immer unser Ziel und wir hoffen, dass sich auch andere Firmen daran orientieren werden.
Woher wusstet ihr, dass es die richtige Entscheidung ist, diese Idee weiterzuverfolgen?
Kerstin: Wir hatten selbst das Problem, dass wir zu wenig Zeit hatten, gesunde Snacks zu machen und waren mit dem Angebot in Supermärkten unzufrieden. Während unserer Crowdfunding-Kampagne haben wir gemerkt, dass wir mit diesem Problem nicht alleine sind und hatten dadurch unseren Proof of Concept. Das hat uns die Sicherheit gegeben, weiter am Ball zu bleiben. Auch unsere Kunden stärken uns den Rücken durch ihr Feedback.
David: Genau, außerdem ist auch nichts in Stein gemeißelt. Unsere ersten Snacks waren zum Beispiel erst vegetarisch. Dann haben uns ganz viele Kunden zurück gespiegelt, dass sie sich auch vegane Produkte wünschen. Für uns war es nur eine Zutat, die wir austauschen mussten und dann haben wir unser Produkt angepasst und jetzt ist unser gesamtes Sortiment vegan. Wir haben auch noch ein paar weitere Produkte in der Pipeline, wie zum Beispiel Chips.
Ihr seid jetzt schon auf dem Markt, wie ist euch das gelungen?
David: Wir haben am Anfang von Corona unser Start-up gegründet und die ersten Händler, die wir überzeugen konnten, waren aus unserer Umgebung. Außerhalb von Duisburg war es dann schon etwas schwieriger, weil die Lokalität kein Argument mehr war. Dann haben wir überlegt, wie wir mehr Händler überzeugen können, auch über die sogenannte Streckenlistung. Dafür gibt es eigentlich im Frühjahr und Herbst Börsen und normalerweise stellt man sich dort vor und alle Einkäufer aus der Region können dann direkt bei dem Start-up bestellen. Das ist also eine reine B2B Messe. Durch Corona konnten diese aber am Anfang nicht stattfinden.
Kerstin: Deshalb waren wir auf andere kleinere Messen angewiesen. Zum Beispiel waren wir auf der Ideenfutter-Expo von FoodHub und konnten so auch einen Kontakt zu Rewe herstellen. Dieser Kontakt hat uns jetzt im letzten Jahr auch für eine Börse empfohlen, auf der wir uns vorstellen konnten. So kam auch unsere erste Streckenlistung mit Rewe West zustande. So haben wir die offizielle Freigabe bekommen, die 500 Märkte von Rewe West anzurufen oder anzuschreiben. Dadurch können die Märkte über die Zentralen bestellen. Aber da wir noch ein recht junges Unternehmen sind, ist es für uns schon etwas einfacher mit Inhaber*innen zu arbeiten und nicht über die Zentrale. Je größer die Strukturen werden, desto komplizierter werden auch die Zahlungsvorgänge. Wir hatten auch einen Fall, bei dem wir drei Monate auf unsere Rechnung warten mussten und bis diese dann bezahlt wird, kann das auch dauern. Das sind dann auch teilweise vierstellige Beträge, die gerade in der frühen Phase eines Start-ups auch schnell mal wehtun können. Da muss man dann immer am Ball bleiben. Deshalb würden wir uns zurückblickend am Start eher auf die Wege konzentrieren, die ein bisschen schneller gehen. Das war ein Learning, welches wir aus unserer Handelstätigkeit ziehen konnten.
Also ist es nicht immer unbedingt besser direkt möglichst viele Geschäftsbeziehungen zu haben?
Kerstin: Genau, am Anfang sollten sich Start-ups eher darauf konzentrieren, gute und dafür vielleicht wenige Geschäftsbeziehungen zu haben, die auch zu der Phase des Start-ups passen. Da sollte man aufpassen, dass man auf seinem Weg nicht ein paar Schritte überspringt.
Das erkennen Gründer*innen dann wahrscheinlich erst, wenn sie diese Erfahrungen gemacht haben. Mit dem Thema Erfahrung kommen wir auch schon zur nächsten Frage und zwar, wie ihr mit Kritik umgeht, oder ob es überhaupt schon einmal öffentliche Kritik an euren Produkten gab?
Kerstin: Also, einen Shitstorm oder Ähnliches hatten wir bisher noch nicht. Aber wenn sowas mal auftritt, ist es wichtig, schnell zu reagieren und einfach konstruktiv mit Kritik umzugehen, wenn die Kritik organisch ist. Was wir letztens erlebt haben, war, dass wir eine Anzeige über Facebook geschaltet haben und darunter kam ein Kommentar mit roten, wütenden Smileys. Auf diesen Kommentar haben wir dann auch geantwortet, aber durch diesen Kommentar reagiert der Algorithmus und spielt diese Inhalte dann auch anders. Deshalb ist es besser, die Anzeige dann direkt abzustellen oder zu pausieren.
David: Wir waren letztens auf einer Messe in Berlin und da kam auch ein Kritikpunkt auf und zwar, dass in unseren Snackballs viel Zucker drin ist. Da mussten wir dann auch erst mal aufklären, dass der Zuckeranteil von unseren Snackballs aus Datteln gewonnen wird. Wir schreddern die Datteln und fügen noch weitere Lebensmittel wie Hafermehl, Chiasamen und Leinsamen hinzu, womit wir den Zuckeranteil etwas strecken. So sind die Snackballs nicht ganz so süß, aber wir behalten Ballast- und Nährstoffe. Da sollte man beachten, dass Fruchtzucker, also wenn man ihn nicht von der Frucht trennt, besser als Industriezucker ist. Genau mit dieser Logik können wir dann auch die Kritiker*innen überzeugen. Deshalb sehen wir es auch als unseren Auftrag, dass wir über Ernährung aufklären. Wir haben zum Beispiel letztens einen Blogpost veröffentlicht über Zucker an sich und wie viel Gramm Zucker esse ich eigentlich bei einem Milkyway und wie viel bei der gleichen Menge Snackballs. In den Snackballs ist dann prozentual viel Zucker drin, aber immer noch weniger als die Hälfte zum Vergleich bei einem Milkyway. Das ist ganz gut, um das mal in einen Vergleich zu setzen.
Kerstin: Dazu kommt noch, dass der Zucker, der in solchen stark verarbeiteten Lebensmitteln komplett nährstoffarm ist. Es ist wichtig den Leuten aufzuzeigen, dass es unterschiedliche Zuckerarten gibt. Beispielsweise bei einer Dattel nimmst du nicht nur den Fruchtzucker zu dir, sondern auch die ganzen Vitamine und Mikronährstoffe und Ballaststoffe, die dann wiederum deinem Körper sagen, okay, du isst nur noch ein bisschen und dann bist du natürlich gesättigt. Das hat man bei einem Schokoriegel nicht. Über unseren Blog wollen wir genau über sowas aufklären. Ich mache gerade auch eine Weiterbildung zur Ernährungsberaterin, um dann noch tiefer einzusteigen und auch in die vegane Ernährungsberatung, die dann noch spezieller ist. Ich glaube, da gibt es noch viel Erklärungsbedarf.
Habt ihr euch schon vor Snackhelden viel mit Ernährung beschäftigt oder erst seitdem?
Kerstin: Wir haben uns schon vorher viel und sehr intensiv mit Ernährung auseinandergesetzt. Aber es ist immer gut, sein Wissen noch einmal fundiert nachweisen zu können und sich selbst auch ein bisschen zu fordern. Denn es gibt immer noch mehr zu lernen und neue Ansätze.
David: Unsere Väter haben außerdem beide Diabetes und deshalb wussten wir schon von früher, dass wir das beide nicht bekommen wollen. Aus diesem Grund, haben wir schon früh darauf geachtet, dass wir zumindest bei Lebensmitteln, die in die Sparte Genuss fallen, wie Eiscreme, dann zwischendurch auch mal was zu sich nimmt was für den Körper sinnvoller ist. Man muss auch beachten, dass man nur eine gewisse Zahl an Kalorien am Tag hat und wenn man die nur vergeudet in irgendwelche hoch kalorischen Snacks, hat man danach trotzdem noch Hunger. Genau da wollten wir ansetzen und sagen "Nimm lieber einen Snack, mit einem sinnvollen Fokus wie Ballaststoffe oder Proteine”. Unsere Snackballs sind ein normales Genussmittel, was schnell zu verzehren ist, aber ohne den Effekt dahinter, dass du danach noch Hunger hast.
Ihr wart Teil des sechsten Batch von cetup.INNOLAB. Was waren eure Erwartungen an das Programm und warum habt ihr euch dazu entschieden, an INNOLAB teilzunehmen? Wurden eure Erwartungen erfüllt?
David: Wir hatten ehrlicherweise keine großen Erwartungen, weil wir uns erst sehr spät beworben haben. Wir haben einen Bewerbungsaufruf für das Programm ganz zufällig auf LinkedIn gesehen und haben uns dann quasi einen Tag vor der Deadline beworben. Während des Programms haben wir einen Mentor zur Seite gestellt bekommen, allein dieser Kontakt ist für uns schon ein riesiger Gewinn. Beim CET wird man quasi überschüttet mit sinnvollen Angeboten für das Start-up, die einen weiterbringen. Auch die regelmäßigen Gespräche, die wir mit unseren Coaches haben, helfen uns, dass wir nicht in einen Trott fallen. Hier werden regelmäßig Fragen gestellt, so dass man reflektieren muss, um noch ein bisschen besser zu werden und sich wieder zu fokussieren. Genauso wie die Events und Workshops. Also das ist schon ein großer Mehrwert, den das CET bietet.
Kerstin: Wir haben auch nicht den typischen Weg am CET durchlaufen. Also, vor dem INNOLAB gibt es noch zwei andere Gründungsprogramme. Wir dachten, dass sich die Programme nur an technische Start-ups, insbesondere von der TU Dortmund, richten. Wir haben dann noch eine Nachtschicht eingelegt, um unsere Bewerbung fertig zu machen und hatten Erfolg mit unserem Pitch vor der Jury.
Was hat euch am INNOLAB am besten gefallen?
Kerstin: Es ist schwierig, da auf etwas Konkretes den Finger drauf zu legen. Mit das Beste war natürlich der Kontakt zu unserem Mentor Rob, den wir über das CET als Partner gewinnen konnten. Er gibt uns viel Halt und hilft uns bei Entscheidungen, wie zum Beispiel: Wo setzt man seine Zeit und Ressourcen ein, welche Wege geht man im Marketing, oder im Vertrieb, oder bei der Produktentwicklung? Eigentlich unterstützt er uns bei allem. Aber auch die Sparrings mit Christian waren super wertvoll. Die helfen uns jetzt zum Beispiel auch in der Finanzierungsrunde. Da konnten wir auch noch viel verbessern. Das war schon ein richtig großer Mehrwert. Und die Workshops haben uns auch weitergeholfen. Am besten fand ich beispielsweise das Stimmtraining im Februar. Da haben wir gelernt, wie man seine eigene Stimme für entscheidende Gespräche einsetzen kann. Viele Workshops waren super hilfreich, vor allem weil wir uns danach noch mit den Speakern austauschen konnten, wenn wir ein spezielleres Anliegen hatten.
Hättet ihr noch Tipps an zukünftige Gründer*innen?
Kerstin: Probiert es aus und denkt nicht zu viel darüber nach. Also denkt schon darüber nach, aber plant kleine Schritte ein. Als Gründer*innen braucht ihr eine große Vision, aber ihr solltet euch auch über kleine Erfolge freuen. Was mir immer geholfen hat, war, noch mal zu reflektieren, was überhaupt im letzten halben Jahr geschehen ist. Daran merkt man erst, was man alles geschafft hat. Deshalb kann ich Gründer*innen nur ans Herz legen, sich regelmäßig zu reflektieren und sich nicht entmutigen zu lassen. Während einer Gründung gibt es so viele Ups und Downs, dass man vertrauensvolle Leute braucht, mit denen man über Dinge sprechen kann. Viele scheitern auch in den ersten 3 Jahren, weil es dann doch zu viel wird. Man weiß halt vorher einfach nicht, was auf einen zukommt. Da ist es wichtig, dran zu bleiben und sich nach Möglichkeit auch Rat zu holen oder in ein Programm einzusteigen, bei dem einem durch verschiedene Expertisen geholfen werden kann.
David: Ich würde als Tipp mitgeben, sich ein zuverlässiges Umfeld zu schaffen. Das ist zum Beispiel das CET. Aber auch, dass die Bank gut ist, mit der man zusammenarbeitet, dass man ordentliche Vertriebs- und Handelspartner hat. Man sollte sich als Start-up also ein Umfeld schaffen, in dem alles funktioniert. Ein gutes Umfeld hört nicht bei den eigenen Mitarbeitenden auf, sondern geht darüber hinaus.
Viel Erfolg weiterhin für euer Start-up. Wir drücken euch die Daumen!
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