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Rückblick Workshops

„Es ist so ziemlich das Wichtigste im Leben, innovativ zu sein und eigentlich permanent die Bereitschaft zu haben, offen für neue Dinge zu sein.“

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Jedes Semester bringt das CET interessierte Studierende, aber auch Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen zusammen und bietet Workshops zu verschiedenen entrepreneurialen Methoden, Projektmanagement und Co. Jan Gierok hat im vergangenen Sommersemester an jedem Workshop teilgenommen. Erfahren Sie im Interview von seinen persönlichen Highlights und warum er anderen empfiehlt auch Teil der Workshops zu werden.

Starten wir mit einer Kurzvorstellung deiner Person:
Mein Name ist Jan Gierok, ich bin 30 Jahre alt, habe Chemie an der TU Dortmund studiert und bin gerade in der Endphase meiner Promotion in der Naturstoffsynthese, einem Teilgebiet der organischen Chemie. Zur kurzen
Erklärung: Naturstoffe sind Verbindungen, die in Tieren, Pflanzen, Mikroorganismen oder Pilzen vorkommen und dem Produzenten einen evolutionären Vorteil z.B. als Fraßschutz oder Lockstoff bringen können.
Die Intention solche Verbindungen künstlich im Labor herzustellen, können durch unterschiedliche Motivationen begründet werden. Ein wichtiger Punkt ist z.B. einen Beitrag zur Strukturaufklärung zu leisten. Einen komplexen Naturstoff herzustellen kann aber auch dazu dienen den Horizont des synthetisch Machbaren zu erweitern und eine Methodik an ihre Grenzen zu bringen. Weiterhin weisen Naturstoffe häufig interessante biologische Eigenschaften auf, die von Interesse sein können. Die Verfügbarkeit dieser Substanzen kann ebenfalls eine wichtige Rolle spielen, weil der natürliche Produzent nur eine sehr geringe Menge liefert oder selbst nur begrenzt verfügbar ist. Gründe hierfür können z.B. der Klimawandel oder die Abholzung der Regenwälder sein. Ein sehr bekanntes Beispiel stellt die Salicylsäure dar, die aus Weiden gewonnen und dann in Tees gegen Kopfschmerzen verwendet wird oder chemisch modifiziert als Acetylsalicylsäure schon sehr lange als Medikament Anwendung findet.
Während der Promotion habe ich mit der Totalsynthese eines komplexen Daphniphyllum Alkaloids beschäftigt.

Im vergangenen Semester warst du bei unserem Workshop-Programm dabei. Wenn ich das richtig weiß, warst du Teil von jedem einzelnen Workshop. Wie bist du überhaupt darauf aufmerksam geworden?
Ich habe in diesem Jahr mit Freunden an dem TU Start-up Weekend teilgenommen, dabei habe ich dann davon erfahren, welche Möglichkeiten das CET noch so bietet. Da ich mich in der Endphase der Promotion befinde und es für mich bald in Richtung Job geht, habe ich für mich selbst entschlossen an diesen Workshops teilzunehmen. Ich glaube, dass es später im Berufsleben eine große Rolle spielen wird, Dinge wie Projektmanagement und Marketing bereits ein bisschen kennengelernt, bzw. schon einmal angewendet zu haben.

Hattest du denn vorher irgendwelche Berührungspunkte mit dem Gründungsthema? Du sagtest, du warst beim TU Startup Weekend, wie bist du darauf aufmerksam geworden?
Da bin ich tatsächlich über den Newsletter der Uni aufmerksam geworden, hatte mich dann angemeldet und durch Zufall erfahren, dass sich Freunde von mir ebenfalls angemeldet haben. Wir haben uns dann für das Wochenende zusammengeschlossen und uns drei Tage auf eine Art Planspiel eingelassen, um eine Idee zu verfolgen. Das hat auf jeden Fall eine Menge Spaß gemacht und war eine sehr gute Erfahrung, weshalb ich dann entsprechend auch so ein bisschen am CET kleben geblieben bin.

Was waren deine Highlights während des Workshop- Programms? Was hat dir vielleicht am Meisten geholfen?
Also für mich waren die Design-Thinking-Workshops ein besonderes Highlight, weil man da seine Kreativität am größtmöglichen „ausleben“ konnte.
Der Workshop zum selbstsicheren Präsentieren hat mir ebenfalls gut geholfen. Aber generell die Möglichkeit in jedem Workshop neue Leute und deren Sichtweisen kennenzulernen, sich mit Leuten aus den unterschiedlichen Fachbereichen zu verbinden und auszutauschen – das war viel Wert.

Welches der vielen Themen würdest du Kolleg*innen oder Freund*innen empfehlen?
(überlegt kurz) Neben den Design-Thinking-Workshops, wären das die Workshops zu Projektmanagement, wie Scrum und OKR. Die Tools kannte ich vorher noch nicht und es ist ja immer sinnvoll seine Projekte - seien sie privat oder im Rahmen von Abschlussarbeiten oder im späteren Beruf - zu strukturieren.

Gibt es denn Themen, die du dir gewünscht hättest?
Ich glaube es wäre schön, wenn man noch ein bisschen mehr auf den Punkt Nachhaltigkeit eingehen würde. Das spielt nicht nur generell eine große Rolle, sondern insbesondere auch in der chemischen Industrie. Klar, gibt es verschiedene Branchen, wo man diese Punkte unterschiedlich stark gewichten muss. Manchmal ist es eben nicht möglich, z.B. Abfallprodukte völlig zu vermeiden. Aber Nachhaltigkeit sollte man immer im Hinterkopf behalten und versuchen immer mit einzubeziehen. Da wäre es cool aus unternehmerischen Gesichtspunkten mehr zur Nachhaltigkeit zu erfahren.

Haben dir die Erkenntnisse aus den Workshops bei deiner Arbeit an der Uni geholfen?
Dadurch, dass ich erst zum Ende meiner Promotionszeit von diesen Workshops erfahren habe, war das Projekt schon geplant und auch umgesetzt.
In der abschließenden Arbeit versuche ich aber gelernte Punkte anzuwenden. Besonders was das strukturieren angeht, zu portionieren und nach und nach abzuarbeiten.

Was würdest du sagen, bedeutet es für dich ein innovatives Mindset zu haben?
Ich glaube, es ist so ziemlich das Wichtigste innovativ zu sein und eigentlich permanent die Bereitschaft zu haben, offen für neue Dinge, neue Erkenntnisse, neue Methoden und neue Herangehensweisen zu sein. Während meiner Arbeit im Labor war es immer wichtig, kreativ zu bleiben und die Bereitschaft zu haben, etwas Neues auszuprobieren.  In der Forschung lernt man eine gewisse Resilienz aufzubauen: Es gibt sehr oft Dinge, die nicht funktionieren, aber man muss dann immer etwas in der Hinterhand haben, um mit dem was man erreicht hat weiterzumachen.

Also würdest du dich selbst als innovativer Mensch bezeichnen?
Ich glaube, dass es eine Grundvoraussetzung ist, um als Chemiker in der Naturstoffsynthese aktiv zu sein. Man kann sich das vorstellen, wie eine Art Architekt auf molekularer Ebene: der eigenen Fantasie sind dort kaum Grenzen gesetzt. Man plant die Synthese eines Moleküls und kann dann anschließend die eigene Planung im Labor in die Tat umsetzen. Kreativität und die Bereitschaft einfach mal etwas ganz Neues auszuprobieren spielen eine wichtige Rolle.   

Wie soll es für dich denn nun weitergehen? Möchtest du nach deiner Promotion weiter in der Forschung tätig sein, in einem Unternehmen anfangen, oder geht es in die Selbstständigkeit?
Ich würde am liebsten in der chemischen Industrie arbeiten. Ich denke, dass dort viele spannende neue Herausforderungen und Möglichkeiten auf mich warten.    
Die drei Optionen - akademische Laufbahn, Industrie oder Selbstständigkeit – sind Themen, mit denen man sich im Verlauf seines Studiums sehr intensiv auseinandersetzt. Selbstständigkeit ist auf jeden Fall auch immer attraktiv, wobei es natürlich auch immer eine gewisse Unsicherheit gibt, auf die man sich dann gegebenenfalls einlassen muss. Aber es kann immer sein, dass man im Laufe seiner Karriere an irgendeiner Stelle den Schritt wagt und da haben die Workshops bereits ein bisschen darauf vorbereitet, wie man Problemen im Alltag begegnen und diese vielleicht in eine Geschäftsidee umwandeln kann.