Design Thinking (er)leben, um Design Thinking zu lehren
Design Thinking ist eine der bekanntesten Denkhaltungen, um iterativ komplexe Problemstellungen aus allen Lebensbereichen zu lösen. Im Gegensatz zu vielen anderen Ansätzen, die Probleme primär aus technischer Perspektive angehen, legt Design Thinking den Fokus auf menschliche Wünsche und Bedürfnisse. Somit steht das Verständnis der Nutzer*innengruppen und die kreative Zusammenarbeit in multidisziplinären Teams im Zentrum. Mitte März lernten Lehrende der TU Dortmund diese Denkhaltung kennen. Initiiert wurde der Kurs vom Centrum für Entrepreneurship & Transfer (CET), zusammen mit der Hochschuldidaktik des Zentrums für HochschulBildung. Der Kurs wurde unter der Leitung von Michael Lewrick durchgeführt, einem international anerkannten Design Thinking Experten und Bestseller-Autor. Mit über 20 Jahren Erfahrung in der Anwendung von Design Thinking in Bildungseinrichtungen und Unternehmen erwies sich Michael Lewrick als idealer Kursleiter.
Nachdem die Teilnehmer*innen am ersten Tag einander und die Grundlagen des Design Thinkings kennengelernt hatten, widmeten sie sich am zweiten Tag direkt der Findungsphase eines Problems, das sie in den folgenden Tagen lösen sollten. Dabei stellten sich verschiedene Fragestellungen, die unterschiedlicher nicht sein konnten: von der Frage "Wie kann die Lehre an der TU Dortmund attraktiver gestaltet werden, sodass Studierende eine stärkere Identifikation mit ihrem Studium entwickeln?" bis hin zur Ausgestaltung der Kinderbetreuung, um es berufstätigen Eltern zu ermöglichen, Familie und Beruf flexibel zu vereinbaren. Zur besseren Erfassung des Problems arbeiteten die Teilnehmenden in Kleingruppen an der Entwicklung einer Persona. Hierbei handelt es sich um die Vorstellung, wie eine Person denkt und handelt, für die die genannten Probleme die Realität abbilden. Welche Wünsche hat diese Person und wie kann man ihr helfen?
Am dritten Tag beschäftigten sich alle Teilnehmenden intensiv mit dem Bau von Prototypen. Dieser sei von entscheidender Bedeutung, so Michael Lewrick: „Durch den Prototypenbau können wir echte Feedbackschleifen mit potenziellen Nutzern erzeugen. Es ermöglicht uns, Emotionen zu wecken, die wir mit herkömmlichen Interviews mit Stift und Papier nicht erreichen würden.“ Verschiedene kreative Methoden kamen zum Einsatz, um verschiedene Lösungsansätze zu erkunden. Eine besonders eindrucksvolle Methode, die den Teilnehmenden im Gedächtnis blieb, war der Darkhorse-Prototyp. Dieser zielt darauf ab, gewagte, unkonventionelle und kreative Ideen mit hohem Potenzial zu identifizieren.
Am vorletzten Tag erarbeiteten die Teilnehmenden ihren finalen Prototypen und fokussierten sich auf die Ausarbeitung einer Präsentation sowie dem Storytelling dahinter, um den anderen Teilnehmenden ihre Idee anschaulich zu vermitteln. Die Herausforderung für diesen Tag bestand darin, auf herkömmliche PowerPoint-Präsentationen sowie traditionelle Präsentationshilfen zu verzichten. Stattdessen setzte man auf klassische Methoden wie Flipcharts, Improvisation und aktive Beteiligung aller Teammitglieder*innen. Dadurch wurden die finalen Pitches zu lebendigen Aufführungen, bei denen die Lehrenden völlig neue Rollen übernahmen.
Am letzten Tag standen Reflexion und die Entwicklung eines Konzepts, wie die erlernten Design Thinking Methoden auch innerhalb der eigenen Lehrtätigkeit angewendet und den Studierenden vermittelt werden könnten, im Mittelpunkt. Katrin Stolz, Leiterin des Bereichs Hochschuldidaktik des Zentrums für HochschulBildung, hielt hierzu eine abschließende Keynote, um den Lehrenden motivierende Impulse mit auf den Weg zu geben.
Die Gruppe der Lehrenden beabsichtigt, auch zukünftig in Kontakt zu bleiben und plant derzeit gemeinsame Treffen, um sich gegenseitig auf dem Laufenden zu halten und bewährte Praxisbeispiele auszutauschen.