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Das Start-up artitUP im Interview

“Alles, was wir als Gründer*innen nicht können, können wir erlernen, denn viele Kompetenzen zum Gründen können wir uns aneignen.“

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© CET | TU Dortmund

Luisa Gebel und Timi Vuong (v.l.n.r.) sind die Gründerinnen von artitUP, einem Online-Marktplatz für Kunst. Welche Stolpersteine sich auf ihrem Gründungsweg aufgetan haben und welche Learnings sie daraus ableiten konnten, erfahren Sie hier im Interview.

Stellt euch und eure Idee bitte einmal kurz für die Leser*innen vor. 

Luisa: Also ich bin Luisa, 21 Jahre alt und studiere Kunst auf Lehramt. 

Timi: Und ich bin Timi, 22 Jahre alt und studiere Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Dortmund. Unsere Idee ist ein Online-Marktplatz, auf dem noch nicht bekannte Künstler*innen ihre Kunst verkaufen und Kunstinteressierte mit geringem Budget diese Kunst erwerben können.

 

Vor eurer Teilnahme am cetup.INNOLAB habt ihr an unserem Preincubation-Programm cetup.PREINC teilgenommen. Welche Meilensteine habt ihr seitdem erreicht?

Luisa: Wir haben unsere erste Website gelauncht und konnten damit unsere erste Kooperation erfolgreich abschließen. So konnten wir Ende letzten Jahres auch die ersten Umsätze erzielen. 

Timi: Unsere erste Kooperation fand in Zusammenarbeit mit der cubus Kunsthalle in Duisburg statt. Wir sollten eine digitale Reservierungsplattform für den cubus Kunstmarkt erstellen, auf der Künstler*innen ihre ausgestellte Kunst hochladen konnten und Interessierte die Möglichkeit hatten, ihre Favoriten online zu reservieren und vor Ort zu kaufen. Bei dem cubus Kunstmarkt werden verkaufte Werke direkt durch neue ersetzt, so dass das Sortiment schnell wechselt und ständig neue Kunst vor Ort ist. Durch die von uns erstellte Plattform konnten potenzielle Kunden die neuen Ausstellungsstücke zu jeder Zeit betrachten und direkt über die Plattform reservieren.

 

Wie ist die Kooperation zustande gekommen?

Timi: Wir haben die Halle selbst angeschrieben und gefragt, ob sie Lust hätten, eine Kooperation mit uns einzugehen. Nach einem ersten Treffen mit Frau Schäfer von der cubus Kunsthalle, haben wir die Idee der Reservierungsplattform entwickelt und vorgestellt. Die Kunsthalle hatte bisher kaum mit digitalen Lösungen gearbeitet und unsere Idee traf anfangs auf Skepsis, aber auch auf Interesse. Ich habe die Plattform dann technisch umgesetzt. Bei der Umsetzung wurden wir insbesondere durch eine technikaffine, studentische Mitarbeiterin der cubus Kunsthalle unterstützt, die von der Reservierungsplattform begeistert war. 

 

Luisa hatte gerade schon gesagt, dass euch durch die Kooperation der Markteintritt gelungen ist. Gibt es etwas, was ihr durch die ersten Wochen auf dem Markt lernen konntet? 

Timi: Zu Beginn haben wir gezögert, ob wir überhaupt die nötigen Kompetenzen aufweisen, um eine eigene Website zu erstellen. Wir sind davon ausgegangen, dass man dafür eine/n Programmierer*in braucht. Unser größtes Learning war daher: Alles, was wir als Gründer*innen nicht können, können wir erlernen, denn viele Kompetenzen zum Gründen können wir uns aneignen.

Luisa: Ein weiteres Learning, welches wir im ersten Kundenkontakt machen durften, ist, dass man nicht davon ausgehen darf, dass alle Menschen dieselben technischen Fähigkeiten besitzen. 

 

Bezieht ihr euch dabei auch auf die Website und deren Bedienung? 

Luisa: Insbesondere auf die Bedienung der Website. Nicht alle Kunden haben den gleichen Wissensstand und das muss man berücksichtigen. Es gibt Kunden, die sehr internetaffin sind und mit jedem Kommunikationsmedium alleine klarkommen. Aber teilweise haben Kunden keine oder sehr wenig Erfahrung mit Medien oder die Inhalte sind nicht so selbsterklärend, wie man als Gründer*in denkt. Deshalb sollte man bei der Planung immer von einem minimalen Know-How der Kunden ausgehen, damit am Ende auch jeder mit der Anwendung zurechtkommt. 

Timi: Man sollte bei der Produktentwicklung immer von Extremfällen ausgehen. Sprich, eine Website sollte für jemanden konzipiert sein, der kaum Erfahrung mit Internetseiten hat. Diejenigen, die affiner sind, finden sich dann trotzdem zurecht. Dies werden wir bei zukünftigen Produktentwicklungen berücksichtigen. 

 

Gibt es noch weitere Tipps, die ihr anderen Gründer*innen bei der Umsetzung einer Website geben könnt? 

Timi: Der wichtigste Tipp ist es einfach zu machen. Man sollte nicht zu viel zweifeln. Viele Gründer*innen denken, dass sie für die Umsetzung ihrer Idee eine/n Programmierer*in brauchen. Wir haben oft gehört, dass die Umsetzung eines IT-Produkts schwierig ist, wenn man nicht Informatik studiert hat. Aber wir haben vom CET und unserem Coach Timo sehr viel Hilfe erhalten. Timo hat mir gezeigt, dass man auch ohne einen technischen Hintergrund die Möglichkeit hat, mit bestimmten Low-Code Tools seine Idee umzusetzen. Der ausschlaggebende Punkt war, dass uns eine Person am CET den Impuls gegeben hat, die Programmierung der Webseite selbst in die Hand zu nehmen und uns bei der Umsetzung unterstützt hat. So haben wir am Ende eine Website für unsere erste Kooperation erstellt. Ich kann also nur den Tipp geben, genau zu recherchieren und sich selbst etwas zuzutrauen. Oft scheint die Umsetzung schwieriger als sie letztendlich ist. Es gibt mittlerweile viele Tools und unzählige Tutorials, die frei auf Youtube oder in Blogs verfügbar sind. Damit kann man sich das benötigte Know-How selbst aneignen. So wächst man Stück für Stück an der Aufgabe und kann am Ende seine eigene Website programmieren - auch ohne einen Informatik- Hintergrund. Viele der Tools sind kostenintensiver, wenn man sie wirklich auf die Masse anwenden möchte. Für den Anfang genügt es jedoch, um ein Gefühl zu bekommen, wie Webseiten aufgebaut sind und um ein erstes Produkt für seine Kunden zu entwickeln, was sonst vielleicht nicht möglich gewesen wäre.

Luisa: Es ist sehr kostenintensiv eine/n Programmierer*in zu beschäftigen. Gerade als Start-up hat man ein eher geringes Budget und muss viel Glück haben, um eine kompetente Person zu finden, die nicht nur an der Umsetzung interessiert ist, sondern auch ein eigenes Interesse hat, das Produkt mit dir weiterzuentwickeln. Das ist ein wichtiger Punkt bei uns und ich glaube auch bei anderen Start-ups. Eine Idee entwickelt sich kontinuierlich weiter und das was wir ganz am Anfang wollen, wenn wir eine/n Programmierer*in involvieren, kann eventuell etwas ganz anderes sein, als das Produkt, das wir am Ende benötigen. 

Timi: Die Zusammenarbeit mit externen Programmierer*innen oder auch anderen externen Dienstleistern ist oft schwieriger. Kommunikationsprobleme können viel leichter entstehen, insbesondere wenn Dienstleister viele Projekte haben oder es keinen regelmäßigen Austausch gibt. Man ist einfach zu stark abhängig von anderen Personen, Verzögerungen können entstehen und das ist mit hohen Kosten und auch Nerven verbunden. Wir haben damit selbst schon schlechte Erfahrungen gemacht. Daher war es bei uns einfach eine logische Konsequenz, die Sache diesmal selbst in die Hand zu nehmen. 

 

Hättet ihr rückblickend durch eure schlechten Erfahrungen während eures Gründungsprozesses etwas anders gemacht? 

Luisa: Also, ich würde sagen, dass man einfach versuchen sollte, die Idee selbst umzusetzen, bevor man eine externe Person für die Umsetzung hinzuzieht. Dafür gibt es ganz pragmatische Gründe, zum Beispiel die Kosten. Natürlich kostet die Arbeit Zeit und oftmals auch deutlich mehr Zeit als ein Profi für die Umsetzung benötigen würde, aber alles was man selbst umsetzt, muss natürlich nicht extern gezahlt werden. Wir selbst sind unsere günstigste Arbeitskraft. Ein weiterer Aspekt, den wir vielleicht anders gemacht hätten, ist, dass wir nicht so früh gegründet hätten, wie wir es letztendlich getan haben. Da spielt auch die Teamzusammensetzung eine sehr große Rolle. Man sollte sich vor Augen halten, dass das Team im Endeffekt das Wichtigste ist. Die Idee kann noch so gut sein, wenn das Team nicht passt, wird die Umsetzung darunter leiden. Deshalb sollte man, bevor man die Gründung umsetzt, einen stärkeren Fokus auf das Team legen.

Timi: Dem stimme ich zu. Das beobachte ich jetzt auch selbst, während ich als studentische Hilfskraft beim Preincubation-Programm cetup.PREINC mitarbeite. Dort kann ich Start-ups in der frühen Entwicklung mitverfolgen und einer meiner Ratschläge ist, nicht überstürzt eine neue Person ins Team zu holen. Gerade bei neu gegründeten Unternehmen sind die Teams sehr klein und man arbeitet intensiv zusammen. Da ist es wichtig, dass alles passt - auch auf persönlicher Ebene. Ich würde immer zuerst eine Probephase machen, damit beide Seiten wissen, ob die Zusammenarbeit funktioniert und das neue Teammitglied genau weiß, was es erwartet. So kann man besser sehen, ob die Aufgaben für das neue Mitglied passen und die Ergebnisse für das bisherige Team zufriedenstellend sind. Weiterhin kann man so erkennen, ob es auf persönlicher Ebene zusammenpasst und man sich eine enge Zusammenarbeit vorstellen kann. Wir machen es jetzt auch so, dass wir eine dreimonatige Probephase vereinbaren, in der Zeit definieren wir gemeinsam Ziele und schauen, ob die Harmonie passt und man auf derselben Wellenlänge ist. Denn das ist unserer Ansicht nach noch viel wichtiger als die Kompetenzen. Kompetenzen kann man sich aneignen, Charakterzüge sind einfach da und entweder passen sie oder eben nicht. Das ist wichtig zu erkennen.  

 

Wo seht ihr euch in fünf Jahren? 

Luisa: Für uns und unser Geschäftsmodell ist es wichtig, dass wir viele Künstler*innen unterstützen können, indem wir ihnen die Möglichkeit bieten, ihre Kunst über unsere Plattform zu verkaufen. Denn letztendlich unterstützt man Künstler*innen eben damit, dass man Kunst bei ihnen kauft. 

Timi: Ich hoffe, dass wir einfach weiter dazulernen und unsere Idee weiterentwickeln können. Eine Gründung ist immer ein Prozess, sowohl für die Idee als auch für uns persönlich. Auf persönlicher Ebene möchten wir darüber hinaus auf jeden Fall unseren Bachelor abschließen und dann weiterhin unsere Idee verfolgen. 

 

Dafür drücken wir euch die Daumen! Vielen Dank für das Interview. 

 

Über die Webseite können sich Künstler*innen kostenlos registrieren und ihre Kunstwerke hochladen: https://www.artitup-kunst.de 

cetup.INNOLAB – Der Inkubator für junge Start-ups

Das Start-up-Team lodomo nimmt am Inkubatorprogramm cetup.INNOLAB des CET teil. In den Start-up-Programmen des CET werden Gründungsinteressierte und Gründende besonders intensiv geschult und begleitet. Zum CET-Portfolio gehören mehrere Angebote, die sich an den unterschiedlichen Schritten eines typischen Gründungsprozesses orientieren oder aber spezielle Themen im Fokus haben.

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